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Eine Stimme aus der Ukraine

Dieser Tage auf X entdeckt: Der Text eines Ukrainers namens Denis Yelysevich. Er lautet auf Deutsch:

"Ich bin völlig schockiert über das, was ich gerade auf X von Europäern lese. Sie predigen, dass die Ukraine ‘weiterkämpfen’ müsse und dass Trumps Friedensplan schrecklich sei. Wo genau kämpft ihr denn? In den Restaurants von Paris und Wien? Es sind die Ukrainer, die kämpfen und sterben. Sie werden von den Straßen weg verhaftet – unter Verletzung aller grundlegenden Rechte – und in einen Fleischwolf geschickt. Eine halbe Million Männer ist desertiert. Selenskyj und Jermak versinken in Korruption, und das, was öffentlich geworden ist, macht kaum ein Prozent dessen aus, was tatsächlich passiert. Die Ukraine ist eine Diktatur. Es gibt keinen politischen Prozess, keine Wahlen, keine Meinungsfreiheit. Jeder, der widerspricht, wird als Kreml-Agent abgestempelt und Repressionen ausgesetzt, teilweise inklusive seiner Familie.Von welcher ‘Fortsetzung des Krieges’ redet ihr überhaupt? Ihr wisst ganz genau, dass die Ukraine keinen Militärstaat mit 140 Millionen Einwohnern und Atomwaffen besiegen kann. Das ist pure Heuchelei. Ihr wollt die Ukraine benutzen, um Russland zu schwächen – wohlwissend, dass das für die Ukraine nicht gut enden wird. Und euch ist das ukrainische Volk völlig egal.Ja, wir sind kein erfolgreiches Land. Wir sind korrupt, und die Hälfte der Bevölkerung hat immer noch eine sowjetische Mentalität. Aber ihr gebt der Ukraine nicht einmal die Chance, einen echten Leader an die Macht zu bringen – jemanden, der das Land transformieren, demokratisch, kapitalistisch und wohlhabend machen könnte. Das liegt nicht in eurem Interesse. Und ihr wisst ganz genau, dass die Ukraine niemals in die NATO aufgenommen wird, trotzdem wiederholt ihr dieses Mantra ständig.»

Ich habe keine Ahnung, wer Denis Yelysevich ist. Lebt er im Donbass? Ist er ein Angehöriger einer Minderheit, hat Zeit seines Lebens russisch gesprochen, nie Ukrainisch gelernt und leidet seit 2014 unter der Diskriminierung durch die pro-westlichen Regierungen? Möglich, aber unwahrscheinlich. Vielleicht lebt er in Kiew, vielleicht ganz im Westen, irgendwo bei Lwiw auf dem Land, vielleicht ist er gesetzteren Alters und kann einfach nicht mitansehen, was dieser unsägliche Krieg mit zwei Generationen seiner Landsleute angerichtet hat. Aber eines weiss ich: Denis Yelysevich, der im Widerspruch zu allem lebt, was derzeit in Kiew und bei den westlichen Kriegstreibern Mainstream ist, Denis Yelysevich hat mehr von westlichen Werten verstanden als all die Grossmäuler Macron, Merz, Starmer, Tusk und von der Leyen.

Endlich, endlich – dreieinhalb Jahre nach einem ersten Versuch, der von Joe Biden und Boris Johnson im Duett mit fadenscheinigen Versprechungen torpediert wurde – liegt wieder ein ernstzunehmender Friedensvertrag vor, und der gesamten Phalanx der Scheinkonservativen fällt, als Gipfel ihrer Bigotterie, nichts Fahrlässigeres ein, als einen Gegenvorschlag in die Welt zu setzen, der die ewig gleiche Absicht verfolgt: Das Sterben an der ukrainisch-russischen Front zu verlängern. Die drohende Gefahr, dass Frieden ausbrechen könnte, säht Panik im United Kingdom der Rüstungsgiganten. Heulen und Zähneklappern ist angesagt, seit der Absturz der Rheinmetall-Aktie den Himmel über Shareholdeistan verdüstert. Immer weiter, lautet deshalb die Devise, volle Kraft voraus. Nur noch ein bisschen Durchhalten bis zu den Midterm-Wahlen 2026 in den USA, dann – so der Plan – sind die Republikaner vom Tisch, dann ist Trump eine Lame Duck und wird nicht mehr anders können, als die Europäer zu unterstützen, weil Putin dann vor Kiew stehen wird.

Der Ukrainekonflikt ist die größte Niederlage, die die EU sich selbst zufügen konnte. Nichts wurde erreicht, weder der Sturz Putins durch innerrussischen Widerstand, weder die Zergliederung Russlands in ihre Einzelteile noch der Kollaps der Wirtschaft durch die Sanktionspakete eins bis 1000, von welchen jedes als kriegsentscheidend angekündigt und a priori abgefeiert worden war. Der Westen hat wieder einmal einen Krieg verloren, so gut wie jeden seit 1945. Die Konjunktur der (west-)europäischen Wirtschaft ist im Keller, den deutschen Autoherstellern ist das Benzin ausgegangen (vom Strom für die E-Flotte ganz zu schweigen). Die von der Leyen’sche EU-NATO-Allianz ist krachend gescheitert. Nichts wurde erreicht, aber nichts wird zugegeben. Weiterhin heizt man das Verfeuern von Zehntausenden junger Ukrainer und junger Russen an, eine Haltung, die an Zynismus nicht zu überbieten ist.

Für aufrecht denkende Menschen wie Denis Yelysevich bleibt eine einzige Hoffnung. Obwohl sich die üblichen Verdächtigen (siehe oben) erneut wie Wahnsinnige ins Zeug legen, um dem Irrsinn eines noch grösseren Krieges Schritt für Schritt näher zu rücken, gibt sich Wolodymir Selenski diesmal auffallend zurückhaltend. Er spricht – in Bezug auf den Trump-Plan – von einer realistischen Basis und reist schnellstmöglich nach Mar-a-Lago um sich einer Trump’schen Einzelabreibung zu unterziehen. Was ist passiert?

Natürlich etwas, was in den westlichen Medien höchstens scheibchenweise durchsickert, nur wenn es gar nicht mehr anders geht. Die ukrainischen Korruptionsskandale häufen sich nicht nur, sondern sie rücken je länger desto unaufhaltsamer dem engsten Selenski-Umfeld näher. Minister der Selenski-Regierung werden geradezu inflationär suspendiert; ein Spezi aus Komödianten-Zeiten namens Timur Minditsch, der die ukrainische Drohnen-Industrie aufgebaut haben soll, hat sich als Doppelbürger nach Israel abgesetzt. Die Schlinge zieht sich zusammen, auch an der Kehle Waldemars. In deutschen Social Media und Talk-Shows – nicht einmal Markus Lanz kann sich mehr entziehen – geistert die Zahl von 100 verschwundenen Millionen Euro herum, in amerikanischen (mit Berufung auf CIA-Recherchen) ist die Rede von 48 Milliarden Dollar (!) aus US-Rüstungsgutschriften, die via baltische Banken abgeflossen seien. Etwas, was ohne die frühere estnische Ministerpräsidentin und gegenwärtige EU-Aussenbeauftragte Kaja Kallas undenkbar wäre. Tatsächlich rücke sie zunehmend ins Untersuchungsfeld der CIA. Selten hat uns etwas weniger überrascht. Und noch nie habe ich so gehofft, dass, für einmal, eine CIA-Recherche zielführend sein werde.

 
 
 

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