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Diktatur macht vieles einfacher... wirklich?

Der folgende Beitrag ist die Reaktion (als Leserbrief) auf einen Artikel in der Basler Zeitung vom 19.2.2019 - des Chefredaktors Marcel Rohr notabene -, in welchem auf ein Interview Bezug genommen wird, das der FIS-Präsident Kasper vor Beginn der Skiweltmeisterschaften gegeben hat. Kasper sagte dort, dass seiner Auffassung nach Skiweltmeisterschaften nur noch in Diktaturen stattfinden sollten, wo sich der internationale Skiverband nicht mit Bürgerprotesten wegen jedes Baumes auseinandersetzen müsse, der gefällt werden sollte. Im Artikel von Marcel Rohr wird für die Haltung von Kasper viel Verständnis signalisiert - sie sei einfach nur "ehrlich". Wie zu erwarten war, wurde der Leserbrief in der Basler Zeitung nicht veröffentlicht.



zu: Marcel Rohr: „Die Crux mit der Wahrheit“


Die Hoffnung, dass sich die Qualität der Basler Zeitung im neuen Verlag und mit neuer Leitung endlich zum Besseren wenden würde, hat sich bereits nach wenigen Wochen zerschlagen. Der aktuelle Chefredaktor stolpert als Leitartikler von Fettnapf zu Fettnapf. Die jüngste Peinlichkeit ist sein Versuch, den Präsidenten des Internationalen Skiverbandes reinzuwaschen, der die Ski-WM am liebsten nur noch in Diktaturen stattfinden lassen möchte, wo die Umweltschützer von der Strasse geholt werden und in irgendwelchen dunklen Verliesen verschwinden. Es sei halt eben die Wahrheit, dass die Organisation internationaler Grossanlässe in Diktaturen viel reibungsloser ablaufe; insofern sei der FIS-Präsident Kasper nichts anderes als ehrlich gewesen. Und gegen Ehrlichkeit darf ja wohl nichts gesagt werden.

Das ist also das Argumentationsniveau, auf welchem wir mit der BaZ gelandet sind: Denksparende Populärstatements, gefolgt von der Selbstabsolution, man sei ja nur ehrlich gewesen. Die Monokausalität von Herrn Rohrs Begründung ist geradezu erschütternd. Vielleicht sollte er einmal darüber nachdenken, dass Menschen, deren Mandate sie in der Öffentlichkeit positionieren – wie Chefredaktoren oder international tätige Sportmanager – vielleicht ehrlich und klug sein sollten, bedacht und moralisch integer, formulierungsgewandt und als Staatsbürger verantwortungsbewusst? Es gibt gewisse Dinge auf der Welt, zu denen es keine Alternativen gibt. Die Wahrung demokratischer Prozesse und die Beachtung von Menschenrechten gehören dazu. Dass diese Einsicht sowohl in der Chefetage des Internationalen Skiverbandes wie in jener der Basler Zeitung locker übersehen wird, erfüllt den Leser mit Bestürzung.

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