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Das Hohelied auf den Zynismus der Macht

Amerikanische Politik kann so desaströs sein, wie sie will – unsere blindloyale Gefolgschaft ist den USA gewiss. Freiheit, Demokratie, Menschenrechte... was zählt das alles gegenüber dem Zynismus der Macht? Markus Somm, viel gehörter Wortführer in der schweizerischen Presselandschaft, behandelt in seiner Kolumne „Trump hat alles richtig gemacht“ (Sonntagszeitung, 12.1.2020) den Standpunkt des (Völker-)Rechts so, wie wenn es ihn nicht gäbe. Mord – getarnt als „gezielte Tötung“ – ist in seiner Kolumne nur ein probates Mittel, einen Gegner zur Strecke zu bringen; die Problematik der um sich greifenden Gewaltexzesse in unserer Gesellschaft wird er dann bei anderer Gelegenheit wieder beklagen. Und er findet nicht ein Wort zur historischen Reflexion über das Mittelost-Desaster: dass die Katastrophe im Iran mit einem 1953 vom CIA geführten Putsch gegen den Ministerpräsidenten Mossadegh begann, in dessen Folge der pro-amerikanische Schah Reza Pahlevi installiert werden konnte. Der US-Zugriff auf das persische Öl war fortan (bis zur Revolution 1979) gewährleistet, frei nach dem Motto: Wie kommt denn unser Öl unter deren Sand? Nach dem gleichen Grundsatz verschaffte man sich Zugriff auf das irakische Öl in einem 2003 betrügerisch herbeigeführten Krieg, der annähernd eine Million Menschen das Leben kostete. Auch das übergeht Markus Somm diskret. Fazit: Wenn es eine Macht gab und gibt, die den mittleren Osten destabilisierte, dann sind das die USA. Sie können es sich offenbar leisten, legitimiert durch die Feuerkraft ihrer Drohnen und durch die Kommentare trump-höriger Schreiberlinge wie Markus Somms. Wem aber zur Wildwestmentalität aus „Highnoon“ (wer später zieht, ist länger tot...) nichts anderes einfällt als das Hohelied auf den Zynismus der Macht, der ist als Welterklärer definitiv am falschen Platz.

 
 
 

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