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Sancta Simplicitas

Freunde des einschmeichelnden Singsangs kamen voll auf ihre Kosten. Während sich Alice Weidel, Co-Präsidentin der «Alternative für Deutschland, am frühen Sonntagabend (20. Juli 2025) mit bemerkenswerter Gelassenheit auf die Fragen des ARD-Moderators einliess, der mit ihr angeblich ein «Sommerinterview» führen wollte, schafften es einige Terroristen des gesunden Menschenverstandes, das open-air-geführte Gespräch zur verstörenden und empörenden Makulatur verkommen zu lassen. In unmittelbarer Nähe zum Gesprächsort in Berlin, eingeklemmt zwischen dem Reichstagsgebäude, den Abgeordnetenbüros und der Bundespressekonferenz, nur durch die vielleicht 40 Meter breite Spree getrennt, waren Gegnerinnen und Gegner der AfD aufgefahren, die sich zum Ziel gesetzt hatten, durch die Ausstrahlung unerträglicher Nebengeräuschs zu verhindern, dass die Aussagen von Frau Weidel die Öffentlichkeit erreichten.

 «Omas gegen Rechts» gaben sich per Transparent als ein Teil der Täterschaft zu erkennen, andere blieben anonym. Sie parkierten einen Bus hinter den Omas, auf welchem sie im Sinne eines Störsenders ihre Lautsprecherboxen installiert hatten. Diese sonderten während des ersten Teils des «Sommerinterviews» (eher ein Verhör als ein Interview, insgesamt circa 15 Minuten) lästige Geräusche ab, die es schon fast schafften, die AfD-Frau zu übertönen. Während des zweiten Teils aber drang eine Art Wiegenlied in solcher Lautstärke an das Ohr des TV-Konsumenten, dass rein gar nichts mehr zu verstehen war, weder Frage noch Antwort. Wer die Meinung der stärksten oppositionellen Kraft Deutschlands hören wollte, musste kopfschüttelnd verzichten. (Wer es überprüfen will, der schaue es nach: Die Sendung der ARD war am Sonntag um 18 Uhr unter dem Titel «Bericht aus Berlin» zu sehen – zu hören war sie nicht. Aber wer es gesehen hat, vergisst es nicht wieder.) Im Klartext zu vernehmen war stattdessen der einfallsreiche Text dieser Endlosschlaufe, deren Melodie hätte von Johannes Brahms stammen können: «Scheiss AfD, scheiss AfD, scheiss AfD…». Ach, wie lustig, wie ungeheuer originell.

Was sich am Sonntagabend in der beschriebenen Art und Weise abspielte, war kein Bubenstreich, kein ärgerlicher, aber lässlicher Sabotageakt. Es war der Höhepunkt der Niedertracht, die aus der Bundesrepublik Deutschland eine Lachnummer der politischen Unkultur gemacht hat. Wissen die politischen Entscheidungsträger Deutschlands, welches Image sich im Ausland über die Bundesrepublik mittlerweile aufbaute?

Peter Hahne, ein Altmeister der politischen TV-Moderation, der selbst viele Sommerinterviews führte, empfahl dem Interviewer (kein anderer als der Chefredaktor des ARD-Hauptstadtstudios selbst, Markus Preiss) sich nach dieser «Schande niemals mehr in der Öffentlichkeit zu zeigen». Und weiterführende Fragestellungen drängen sich auf. Wie war die Störaktion möglich, ohne dass die ARD Massnahmen ergriff? Wie war es möglich, dass der Moderator ohne mit der Wimper zu zucken das Gespräch weiter und weiter führte, ohne Kommentar seinerseits, ohne Empörung, ohne Einordnung? Wie war es möglich, dass ein grosser Reisebus auf das Gelände fuhr, wo es definitiv keine Parkplätze gibt, ohne das Einverständnis der Polizei?

Die Antwort lautet: Ohne billigendes Einverständnis (um nicht noch Schlimmeres zu vermuten…) wäre alles nicht möglich gewesen, und zwar von Seiten der ARD wie auch der Polizei. Dass eine Aktivistengruppe namens «Zentrum für politische Schönheit» (Scherz, komm’ raus…) den fraglichen Bus einst via «zwielichtige Autohändler» ausgerechnet beim Innenministerium des Freistaates Sachsen erworben hatte, wo er zuvor als Gefangenentransporter im Einsatz gewesen war, bestätigt die Vermutung von unterirdischen Verbindungskanälen. Die Cancel Culture jedenfalls marschiert, wie wir sehen, erfolgreich durch die Institutionen. Mundtot machen statt Diskutieren ist die neue Erscheinungsform der Demokratie in Deutschland.

Die Täter kommen aus dem Lager derer, die am lautesten vor deren Untergang warnen: die sogenannten staatstragenden Parteien der bürgerlichen Mitte und deren Erfüllungsgehilfen, die Medien. Durch ihre Instrumentalisierung wird Deutschland regiert: ARD, ZDF, BILD-Zeitung etc. Ein besonders illustres Beispiel für den Erfolg des Ineinandergreifens von Staat und Medien sind die oben erwähnten «Omas gegen Rechts»: einige alte Tanten, die sich die Selbsteinschätzung teilen, Gutes zu tun, aber keine Ahnung davon haben, wie ihr guter Wille missbraucht wird. Wie sollen sie auch, die ihre Informationen aus den genannten Kanälen beziehen.

Als im Jahr 1415 der tschechische Reformator Jan Hus zum Konstanzer Kirchenkonzil reiste, um dort vor Kaiser Sigismund seine reformatorischen Thesen zu verteidigen, tat er das auf die Zusicherung des freien Geleits hin. Er wurde tödlich getäuscht: Das «freie Geleit» habe sich natürlich nur auf die Hinreise bezogen, vermeldete die Obrigkeit. Weil er seinen Thesen nicht abgeschworen habe, sei er schuldig und auf dem Scheiterhaufen hinzurichten, befahl die Allianz aus kaiserlicher und päpstlicher Gerichtsbarkeit. Hus liess sich nicht erweichen; er nahm sein Martyrium in Kauf. Die Legende besagt, dass er, bereits am Pfahl festgebunden, während ein altes Weib Reisig zu seinen Füssen aufschichtete, gesagt haben soll: «Sancta Simplicitas».

Heilige Einfalt. Reisst den «Omas gegen Rechts» die Reisigbündel aus den Fingern. Denn sie haben keine Ahnung, was sie tun.

 
 
 

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